Der weiße König!

Für den Sommer 2009 war etwas atemberaubendes, unvergessliches, etwas Großes geplant. Das ich es fast mit meinem Leben bezahlt hätte, war so nicht gedacht.

Semone und ich hatten uns mit unseren Freunden Stephane Turquier  und Celine Schneider an einer der größten Stauseen Europas verabredet.

Dem Lac de Serre Poncon!

Steph hatte Wochen zuvor Unmengen an Partikels angesetzt und gekocht. Er hat Unterwasseraufnahmen und Fotos bei niedrigem Wasserstand des Sees organisiert. An dieser Stelle vielen Dank an die Firma Humminbird.

Sebastian R. (Der Cehf vons Ganze), Nils B. und ich tüftelten an einem Boilie, der bei dieser riesigen Wasserfläche eine magische Anziehungskraft auf die Karpfen ausüben sollte. Bei Aquarientests mit kleinen Spieglern fiel uns die noch geringere Durchlaufzeit der Baits besonders auf. Bei einem Kilo Mix, Auf den 12 Eier, 10% Egg Allbumin und 20% hochwertiges Fleischmehl kommen, stellt sich wohl kaum die Frage des Nährwertes…

Die Carps schieden nach weniger als 30 Minuten den ersten Boiliekot aus. Die Tests führten wir bei einer Wassertemperatur von 20°C durch. Die wie sich später herausstelle, der exakten Wassertemperatur des Serre Poncons entsprach.

Sebastian und Nils drehten in ihrer Hexenküche eine unwiderstehliche Waffe.

Das Meer in den Bergen

Nach 16 Stündiger Fahrt erreichten Semone und ich den monströsen See, oder besser gesagt das Meer. Wir trauten unseren Augen nicht, türkis blaues Wasser, kilometer lange Felswände, Gesteinsformationen, Inseln, Strände, es war wundervoll. Mit offenen Mündern müssen wir minutenlang dort gestanden haben. Wir erschraken als Stephane meinen Namen rief. Da stand er aufeinmal mit seiner Freundin Celine. Es ist schon seltsam, wir leben soweit von einander entfernt und trotzdem verbindet uns eine so starke Freundschaft, ein Schwur oder eine Art Bruderschaft. Steph und Celine kannten den gigantischen See, erzählten uns jedoch, dass sie jedes Mal wieder überwältigt seien von seinem Antlitz. Erst Stunden später nach unserer kilometerlangen Erkundungstour wurde mir der brutale Umfang dieses irren Teils bewusst. Von keinem der riesigen Berge rundherum konnte man das ganze gesamte Ausmaß dieses Sees erfassen.

Männerwasser

Nachdem wir uns für einen Spot entschieden hatten, verbrachten wir den ganzen Tag mit Stalking und dem Aufbauen unseres Camps. Das es sich beim Serre Poncon um ein riesiges Low Stock Gewässer handelt, entschlossen wir uns für ein großes Flachwasserareal am Einlauf der Durance. Das Fazit nach 5 Tagen und Nächten: Blank!

Also movten wir in einen anderen Teil des Sees. Naja, wir versuchten es zumindest.

13 Kilometer Wasserweg! Die Frauen und die Hunde bewältigten die Strecke mit dem Auto. (Gott sei Dank!)

Steph und ich nahmen diese Hürde mit einem Schlauchboot, ausgerüstet mit einem 10 PS starken Außenbordmotor und zwei bis unters Dach vollgepackten Falten im Schlepp. Sehr gefährlich, denn diese Monsterseen haben Seegang und können in Minuten ihr Gesicht verändern. Doch wir kamen gut voran und legten 10 Kilometer ohne besondere Vorkommnisse zurück. Wären da nicht die Schnellboote und Motorjachten der Touristen gewesen, hätten wir es auch gepackt. 3 Kilometer vor unserem Ziel, einer gewaltigen

Landzunge, passierte es dann. Ein Schnellboot kam mit sehr hoher Geschwindigkeit direkt auf uns zu. Ich stand auf, winkte und schrie. Ein fataler Fehler. Sie drehten kurz vor uns ab, dadurch entstand eine ca 1 Meter hohe Wand, die auf uns zurollte. Meine Falte war mit einem E-Motor bestückt, 2 LKW Batterien befanden sich unter dem Sitzbrett im Heck. Wir befanden uns in einem Schockzustand. Die riesige Welle schwappte in beide Banana Boote. Meine begann zu sinken.

Selbst jetzt kommen die Emotionen beim Schreiben wieder hoch.

Ich war sofort im Wasser und schwamm zum Heck meiner Falte um sie hochzudrücken. Ich mobilisierte meine Kräfte, doch es half nichts, sie sank weiter. Es war die Hölle! Das beschissene Boot hing nur noch am Kabel unseres Echolotes. Weiß der Teufel warum und wie sich das verheddert hatte. Doch jetzt drohte  auch das andere Faltboot mit runtergezogen zu werden. Steph schrie mich an, ich solle das Kabel halten. Irgendwie hielt ich mich über Wasser, mein Boot hing senkrecht unter mir. Einzelne Sachen lösten sich unter den gespannten Expandern im Boot und trieben neben mir an der Oberfläche. In Sekunden war Steph bei mir im Wasser und ergriff das Kabel aus dem Schlauchboot. Ich tauchte unter und packte ein Seil, welches an der Spitze meines Bootes befestigt war, tauchte auf und reichte es Stephane. Er wickelte sich das Seil um den Arm.

Wir befanden uns also mitten auf dem See, unter uns ca 70 Meter Wassertiefe. Das Ufer in weiter Ferne.

Meine neue Banane hing senkrecht unter Wasser. Am Heck der Motor und die Batterien, das ganze Tackle im Boot, fest gezurrt mit Expandern.

So fühlt man sich also als Schiffsbrüchiger…

Auch wenn es einigen von Euch nicht gefällt, aber ich habe es überlebt.